LI TOBLER

*1948; † 19. Mai 1975 in Zürich, Schauspielerin, Modell, Galeristin und ehemalige Lebensgefährtin von Hansruedi Giger

Hansruedi lernte Li 1966 über ihren Schauspieler-Kollegen Paul Waibel kennen. Li, damals noch in der Schauspielausbildung bei François Simon, war die erste grosse Liebe von Hansruedi. Die beiden wohnten einige Zeit in abbruchreifen Häusern im Zürcher Niederdorf. Trotz prekärer finanzieller Verhältnisse (und vieler Kakerlaken, vor denen sich Hansruedi sehr ekelte), erlebte das Paar im Niederdorf eine schöne Zeit.

1970 zogen Li und Hansruedi in das Reihenhaus Nr. 5 in Oerlikon. Es war ein riesiger Schritt für das fast mittellose Paar. Das Haus gefiel Li allerdings ganz und gar nicht. Beim Einzug meinte sie, dass es ein «Schiss-Hüüsli» sei und prophezeite ihrem Geliebten, dass er noch in 30 Jahren dort wohnen würde. Womit sie Recht behalten sollte. HR Giger wohnte bis zu seinem Tod 44 Jahre lang dort. Allerdings hatte er im Laufe der Jahre noch zwei angrenzende Häuser (Nr. 3 und Nr. 1) dazu gekauft.

Die Beziehung zwischen Li und Hansruedi zerbrach langsam und schleichend. Li wurde depressiv und beging 1974 einen Selbstmordversuch, der Hansruedi nachhaltig erschütterte. Bis an ihr Lebensende kümmerte er sich um sie, holte sie von ihren Klinikaufenthalten ab oder suchte sie, wenn sie tagelang verschwunden war. Aber gegen die schlimmen Depressionen von Li war Hansruedi machtlos. 1975, im Alter von 27 Jahren, beging Li Tobler im Oerlikoner Haus Selbstmord. Sie erschoss sich mit einer von Hansruedis Waffen. Sein Schock war gewaltig. In der Folge erlebte er eine schlimme Zeit voller Trauer und Selbstvorwürfe. Eine wichtige Stütze war ihm in dieser Zeit Li's Bruder, Paul Tobler.

Li Tobler ist im Werk Gigers allgegenwärtig. Gleich nach ihrem Tod schuf er eine Bronzebüste, die ihr Grab schmückte. Eine Polyester-Version dieser Büste hängt im Entrée seines Hauses. Zwei seiner wichtigsten Werke – und wohl auch zwei seiner berühmtesten – zeigen seine ehemalige Geliebte: «Li I» und «Li II». Diese Bilder entstanden nach ihrem ersten Selbstmordversuch, also einige Monate vor ihrem Tod.

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Werk Li II, 1974