Umgang mit Traumata und nichts ist umsonst

* Birgit Munsch-Klein, Schnitt

Belinda und ich waren schon einen Monat am Schneiden, als, wie geplant, noch Drehtermine angesetzt waren, da noch einiges fehlte. Nicht nur wegen HRGs Gesundheitszustand, seine Welt hatte, wie Belinda sagte, einen anderen Rhythmus. Und der liess sich nicht beschleunigen. Szenen zu schneiden, bei denen du nicht weisst, was noch kommt, ist nicht ganz einfach.

Als wir das unglaublich vielfältige Material, das sie gedreht hatten, anschauten, hat mich als erstes etwas vollkommen fasziniert: HR Gigers Umgang mit seinen Traumata. Meine eigenen Blicke nach innen, mit zum Teil erschreckenden Gefühlen, sind mir vertraut. Dass HRG das Traumatische in sein Werk intergrierte und er einmal sagte: “Ich schaue erst, was in mir ist und dann schaue ich, was ausserhalb von mir, was im Universum ist”, finde ich stark.

Die grosse Herausforderung für uns war die Verwebung von dem, was Belinda als HRGs Familie, ein wichtiger Teil seiner Welt sah, in seine eigenen Erzählungen und in das reiche Werk. Wir haben immer wieder neue Aufbauten ausprobiert, die neue Schnittfolgen bedeuteten. Wir haben Inhalte komplett verschoben und versucht, eine innere Matrix entstehen zu lassen. Oft, wenn wir etwas zurückholten, was wir schon mehrmals verworfen hatten, schauten wir uns an und wussten, unsere Versuche zuvor waren nicht umsonst gewesen, sondern ein Teil des Prozesses.

Für uns beide ist es zu jeder Zeit eine grosse Reise - die Reise in HR Gigers Welt.

Birgit Munsch-Klein am Schnitt