Keine Klischees

* Belinda Sallin, Regisseurin


Wieder einmal ist mir bewusst geworden, welch unglaublich grosse Projektionsfläche Hansruedi Giger war. Während der Endmischung hatten wir Besuch von Marcel Hoehn, dem Produzenten des Films. Marcel hat zur Visionierung noch jemanden mitgebracht, der unter anderem erzählte, dass er das erste Mal als Kind von seinen Eltern etwas über HR Giger gehört hätte.  Es war nichts Gutes. Giger sei satanisch, sagten die streng religiösen Eltern.

Auch das hätten interessante Filme werden können: HR Giger im Spiegel seiner Zeitgenossen oder Die Rezeption der Kunst HR Gigers in den 70er Jahren oder Religiöse Symbole bei HR Giger und so weiter und so fort. Es wäre gut möglich gewesen, Dutzende von ehemaligen Weggefährten aber auch von Kritikern zu interviewen. Ich hätte Pro- und Contrastimmen einholen können.

Ich habe mich für einen anderen Ansatz entschieden. Ich wollte einen persönlicheren Film machen. Nicht das zeigen, was man im Internet und in zahlreichen Zeitungsartikeln oder TV-Reportagen nachlesen bzw. -schauen kann. So habe ich mich für Protagonistinnen und Protagonisten entschieden, die zur Zeit der Recherchen bzw. Dreharbeiten einen engen Kontakt (in den meisten Fällen jedenfalls) zu Hansruedi pflegten, seine Familie im Wesentlichen. Ich wollte die Welt von HR Giger sozusagen von innen heraus zeigen und so unvoreingenommen wie möglich auf ihn und seine Umgebung blicken. Bei einem solchen Ansatz bleiben Anklagen, Vorurteile und Klischees aussen vor.

Kann sein, dass nun der eine oder andere mit seinen vorgefassten Bildern ins Leere läuft. Das werde ich wohl in Kauf nehmen müssen.

Satanisch?
HR Giger, Dezember 2011  © Christian Schwarz

HR Giger, Dezember 2011  © Christian Schwarz