Englisch

* Belinda Sallin, Regisseurin
 

Es ist fast auf den Tag genau ein Jahr her, dass wir mit unseren Dreharbeiten in Zürich-Oerlikon begonnen hatten. Im Herbst 2012 hatten wir bereits einen kleinen Dreh, um den Teaser zu realisieren, den wir unseren diversen Finanzierungsgesuchen beilegten. Und im Juni 2013 drehten wir einen Tag im Museum HR Giger im Rahmen des 15-jährigen Jubiläums. Aber der eigentliche Drehstart war der 2. September 2013. Und dies auch nur, weil die Ereignisse drängten. Die Finanzierung für den Film war noch nicht abgeschlossen, aber am
4. September reiste Hansruedi nach Linz ans Ars Electronica Festival, wo er als Featured Artist gefeiert wurde und im Kunstmuseum Lentos eine grössere Ausstellung hatte. Es war diese "jetzt-oder-nie-Situation", ich war mir nicht sicher, ob Hansruedi noch viele solche Ausstellungen besuchen würde. Ich bin Produzent Marcel Hoehn sehr dankbar, dass er trotz unsicherer finanzieller Lage einverstanden war, dass wir loslegten.

Ich weiss noch gut, wie ich mir doch etwas Sorgen machte, als ich Hansruedi am Nachmittag des 2. Septembers 2013 traf. Ich hatte den Eindruck, dass sich sein Gesundheitszustand verschlechtert hatte, und dass er müder wirkte, als das letzte Mal, als ich ihn gesehen hatte.

Ich wusste gleich, dass ich mir nochmals ein paar Gedanken zu meiner Vorgehensweise machen musste. Ich würde mit meinem Hauptprotagonisten wahrscheinlich nicht mehr diese langen, ausführlichen Interviews machen können, wie ich es gerne tue.

Es war der Humor und die Selbstironie von Hansruedi, die meine Bedenken linderten. Lakonisch meinte er dazu: "Mit Reden alleine wäre ich sowieso nicht weit gekommen." Ausserdem wusste ich, dass er ganz und gar nicht gern über seine Werke sprach. Weshalb also sollte ich ihn mit langen Interviews plagen? Weshalb sollte er ausgerechnet jetzt lange Reden schwingen?

Ich glaube, Hansruedi war erleichtert, als er merkte, dass ich von meinen geplanten Interviews und meiner üblichen Vorgehensweise bei Dreharbeiten Abstand nahm. Er hat es mir mit Vertrauen und Offenheit vergolten. Wir führten zwar keine langen Gespräche, aber wir haben uns gut verstanden. Wir machten nicht so viele Interviews, dafür drehten wir viele Stunden und Tage (oder eher Nächte) bei Hansruedi und Carmen im Haus und Garten, wo uns die beiden mit viel Vertrauen gewähren liessen.

Schliesslich gab es bei unseren kurzen Gesprächen immer auch etwas zu lachen. Zum Beispiel, wenn Hansruedi über seine Fremdsprachenkenntnisse sprach.

HR Giger Dezember 2011, © Christian Schwarz